Koch-Areal: Viel Lärm um Nüt

In der aktuellen Berichterstattung über das Koch-Areal überbieten sich die Medien gegenseitig an Übertreibungen. Aus den Lärmklagen einer Handvoll Anwohner*innen wird das Bild eines terrorisierten Quartiers konstruiert, hohle Journalist*innen springen in Tele Züri-Niveau auf den Zug auf und rechte Politiker*innen ergreifen genüsslich die Möglichkeit, die gewaltsame Schliessung autonomer Räume zu fordern.

Dabei geht leider unter, dass der Grossteil der Lärmklagen sich auf wenige Veranstaltungen konzentriert und von lediglich fünf Personen stammt; vier davon wohnen in derselben Liegenschaft. Deren Besitzerin, die «Livit AG», treibt die Quartieraufwertung mit völlig überteuerten Lofts rücksichtslos voran – es wird mit Flyern zur Anzeige angestiftet und Stimmung gegen das Koch-Areal gemacht. Schade, dass einige Anwohner*innen auf dieses Spiel hereinfallen.

Dabei wurden gerade in den vergangenen Monaten diverse Schallschutzmassnahmen in Eigenregie umgesetzt, so dass von Konzerten und Parties mittlerweile fast nichts mehr nach aussen dringt.

Wir halten aber daran fest, dass etwas Leben zu dieser Stadt gehört. Hunderte von Menschen schätzen das Kochareal als Gegenstück zur kalten Finanzmetropole Zürich, als eine der wenigen verbliebenen Oasen für eine selbstorganisierte, unkommerzielle Kultur.

Die Lärmklagen werden von SVP, FDP und CVP dafür instrumentalisiert, eine Hetzkampagne gegen besetzte Häuser loszutreten. Der Angriff auf die gegenwärtige Praxis der Stadt im Umgang mit besetzten Liegenschaften stützt sich auf lächerliche Anschuldigungen: Es wird fälschlicherweise von hohen Getränkepreisen, nicht bezahlten Nebenkosten, ja gar desolaten Zuständen berichtet – einige Exponenten wünschen sich eine zweite Platzspitzräumung. Die Zusammenhänge sind klar: Dieselben neoliberalen Kräfte, welche Menschen durch überhöhte Mieten an den Rand drängen, ziehen Leerstand belebten Räumen vor und scheissen auf kulturelle Vielfalt. Enttäuschend, wie sich vermeintlich linke Politiker*innen von dem bisschen Stimmungsmache in die Knie zwingen lassen. Anstatt die Berichterstattung öffentlich zu hinterfragen, fürchten sie offenbar um ihre Wiederwahl und dreschen genauso stumpfsinnig auf selbstorganisierte und unabhängige Orte ein.

Wir freuen uns jedoch über die Solidarität und Unterstützung abseits etablierter Massenmedien und Parteien. Wir kämpfen weiter für unkommerzielle Räume ohne Polizeikontrolle und Konsumzwang. Das Bedürfnis danach ist nach wie vor gross.


↺ Text neu generieren